Unter bestimmten Umständen verändern sich die bei gesunder Lunge normalerweise vorhandenen im vorherigen Kapitel 
					genannten Reveberationsartefakte. Der Spiegeleffekt wird geringer, wenn der Luftgehalt der Lunge sinkt und der 
					Flüssigkeitsgehalt zunimmt. Wenn die Schallimpedanzen der Weichteile und Alveolen eng beieinander liegen, entsteht 
					ein reales Abbild der Lunge. Erkrankungen, die dazu führen, dass der Luftanteil zunimmt wie beispielsweise dem 
					akuten Asthma, der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung oder dem Lungenemphysem führen hingegen zu keiner 
					Veränderung des Ultraschallbildes.1 
         			
         			Zwischen diesen beiden Ausprägungen gibt es fließende Übergänge. Das sich durch Verschiebung des Gleichgewichts 
         			zwischen Luft und Flüssigkeiten ergebende sonographische Abbild der Lunge wird als alveolär-intersitielles Syndrom 
         			bezeichnet. Die Zunahme des Flüssigkeitsgehalts führt zu einer Verdickung der interlobulären Septen und des 
         			Lungeninterstitiums. Aufgrund des zu geringen räumlichen Auflösungsvermögens der Sonographie können die 
         			subpleuralen Grenzflächen der Septen nicht als reale Strukturen dargestelllt werden.2 Durch 
         			interne Nachhallphänomene, die ihren Ursprung in der  Volumenänderungen des Verhältnisses zwischen den belüfteten 
         			und den gewebeführenden Teilen der Lunge haben, entstehen vertikale Artefakte, die als B-lines bezeichnet 
         			werden.3
            		
         			Obwohl Luft die Rekonstruktion eines realen Abbildes der normalen Lunge einschränkt, reagiert die Sonographie sehr 
         			empfindlich auf die krankheitsbedingte Veränderung der Organdichte.4,5
         			,6 Die Anwendung eines vereinfachtem Lungensonographie-Protokolls ist bei der Erstdiagnose 
         			eines akuten respiratorischen Versagens während der ersten 2 Stunden genauer als die herkömmlichen diagnostischen 
         			Instrumente und zeigt bessere unmittelbare Effekte auf die therapeutischen Entscheidung. Sie führt bei ca. 90% zur 
         			sofortigen korrekten Diagnose.7
            		
               	
					Die Untersuchung auf B-lines stellt einen der interessantesten Aspekte der Lungensongraphie dar. Es sind echoreiche 
					aus aus multiplen sogenannten J-lines bestehende, atembewegliche Linien, die sich von der Pleuralinie aus sich bis 
					zum Bildschirmrand auffächern. Sie werden auch als Comet tail artefacts bezeichnet. Typischerweise löschen sie 
					A-lines aus.
					
					
            		
            			Abb.: Darstellung von B-lines unter Verwendung eines Echokardiographie-Schallkopfes bei einem 75-jährigen 
            			Patienten. Im Bild sind  mehr als 2 B-lines erkennbar (= positver Scan) Die Schalltiefe könnte hier zur 
            			Optimierung des B-Bildes auf 10 cm reduziert werden.
            		
					
					Zur Quali- bzw. Quantifizierung bzw.  wird die Lunge in definierten Lungenabschnitten, den sogenannten 
					Volpicelli-Zonen untersucht. Als positiver Scan gilt das Auftreten von >=3 B-lines pro Zone. Sind 2 Zonen positiv 
					besteht ein sogenanntes alveolär-interstitielles Syndrom.1 
					
					Es besteht eine signifikante Beziehung der Anzahl von B-lines zur gravimetrischen Lungenwasserbestimmung, die 
					bereits vor erkennbarer Einschränkung der Oxygenierung auftritt.8 Dabei ist es der invasiven 
					Beurteilung eines interstitiellen Lungenödems mittels Rechtsherzkatheter oder PiCCO ebenbürtig.9 
					Die Sensitivität und Spezifizität lässt sich unter Kombination mit der transthorakalen Echokardiographie 
					(Sensitivität 97%, Spezifizität 95%) oder der NT-pro BNP-Bestimmung (>1,000 pg/mL, Sensitivität 100%, 
					Spezifizität 100%) weiter steigern und lässt sicher zwischen akutem Herzversagen und COPD/Asthma zu 
					differenzieren.9,10 Auch lässt sich der klinische Verlauf schnell 
					und einfach unter antikongestiven Therapie bei kardialer Dekompensation verfolgen.11,12,13
					
					Sind lediglich A-lines und keine B-lines darzustellen schließt das bereits bis zu  95% und 100% eine Zunahme von 
					Lungenwasser aus.7,8,14,15. 
					Bei Vorhandensein von A-lines, B-lines, Lungengleiten und Lungenpuls (s.u.) ist ein Pneumothorax sicher 
					ausschließen.16,17,18,19
					
					Da B-lines mit einer Verdickung der subpleuralen interlobularen Septen korrellieren, können sie neben einem pulmonalen interstitiellem 
					Ödem auch im Rahmen einer fibrotischen Verdickung bei pulmonaler Fibrose auftreten. Es sollte daher die Lungensonographie möglichst mit 
					einer Echokardiographie korreliert werden.
					
					Es ist zu beachten, dass B-lines ihren Ursprung von der Pleura-Linie nehmen. Bei einem subkutanem Emphysem 
					(z.B. im Rahmen eines Pneumothorax bei Beatmungsschaden) können den B-lines ähnelnde Artefakte entstehen. 
					Diese als E-lines bezeichneten Artefakte löschen ebenfalls A-lines aus und fächern sich bis zum 
					Bildschirmrand auf. Sie nehmen ihren Ursprung jedoch oberhalb der Pleuralinie.
               	
					Beim interstitiellen Syndrom ist die Luft in den Alveolen aufgrund einer Flüssigkeitszunahme des Interstitiums 
					vermindert aber noch erhalten. Für ein interstitielles Syndrom kann ein kardiales Lungenödem, eine Pneumonie, 
					eine Pneumonitis, ein ARDS oder auch eine Lungenfinrose bedingt sein. Die Lungensonographie besitzt hier ein 
					hohes Potential für das Erkennen eines interstitiellen Syndroms (Spezifität 85.3%, Sensitivität 
					96.8%).2,20 Obwohl sie nicht sicher zwischen den unterschiedlichen 
					Ätiologien sicher differenzieren lässt, kann  sie aber bettseitig unmittelbar in die Planung der weiterzuführenden 
					Diagnostik und die Therapie von dyspnoischen und  kritisch Erkrankten eingreifen.
					
					Bei der Beurteilung von Patienten mit akutem Lungenversagen ermöglicht ein positiver Scan (>=2 Volpicelli-Zonen 
					mit >=3 B-lines) die Unterscheidung zwischen einer kardiogenen und einer respiratorischen Ursache. Exazerbationen 
					einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung, einer Lungenembolie, einer  lokalen Lungenentzündung und eines 
					Pneumothorax weisen keine B-lines auf.7,21,22,23
					Die Lungensunographie weist eine hohe Übereinstimmung mit der radiologischen Diagnostik inklusive CT-Diagnostik 
					mit dem Vorteil des fehlenden Zeitverlustes.24
					
					
            		
            			Abb.: Darstellung von multiplen B-lines (= positver Scan) unter Verwendung eines Abdomenschallkopfes bei einem 77-jährigen 
            			Patienten mit akuter Linksherzdekompensation infolge eines akuten Vorderwandinfarktes.
            		
            		
            		
            		
            			Abb.: Lungensonographie einer Patientin, die sich aufgrund einer Abnahme ihres Allgemeinzustandes 
            			in Verbindung mit einer Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust und Übelkeit vorstellte. Es zeigen sich deutlich 
            			abzeichnende B-lines (zur Verfügung gestellt von H. Findeisen).
            		
            		
            		
            		
    					Abb.: In dem dazugehörigen CT-Thorax zeigt sich in der Lunge beidseits eine 
    					leichtgradige subpleurale Fibrose (pulmonale Komplikation einer rheumatoiden Arthritis), die ursächlich 
    					für die gesehenen B-Lines ist. Es stellen sich keine infiltrativen Veränderungen dar. Die rundliche Formation 
    					im Bereich der rechten Lunge endspricht dem Anschnitt des Zwerchfells. Nebenbefundlich Aneurysma der Aorta 
    					ascendens (5,2 cm Weite).      			
 					
					
					Bei sehr ausgeprägtem Befund eines interstitiellen Syndroms kann es zur Konfluktation der B-Lines kommen. In 
					dieser Maximalausprägung zeigt sich dann eine homogene hyperechogene Lunge, welches als White lung bezeichnet 
					wird. Auffälliges Merkmal ist hierbei das Fehlen von A-lines								
					
					
            		
    					Abb.: Lungensonographie einer Patientin, die sich aufgrund einer in der bisherig nicht erklärbaren langsam 
    					progredienten Dyspnoe vorstellte. Die bisherige ambulante und auch stationäre(!) Abklärung hatte bislang 
    					keine Diagnose liefern können. In des im Rahmen der echokardiographischen Untersuchung durchgeführten Screening 
    					der Lunge zeigte sich dann in allen Volpicelli-Zonen eine auffällige gleichermaßen hyperechogene Darstellung 
    					der Lunge (White lung). Die Pleuralinie bildet sich zudem verdickt  ab. A-lines sind nicht mehr erkennbar. 
    					Die hierauf veranlasste gezielte radiologische Diagnostik stellte rasch die Diagnose einer UIP. 	   			
 					
					
					
            		
    					 Abb.:  In der dazugehörigen Röntgen-Übersichtsaufnahme des Thorax zeigte sich eine unklarer alveoläre 
    					 und interstitieller Lungenprozess.  			
 					
					
					
            		
    					 Abb.:  In dem dazugehörigen CT-Thorax  zeigt sich ein ausgeprägter interstitieller Lungenprozess mit 
    					 Honigwabenumbau und Bronchiektasen.		
 					
					
					Bei Beatmungspatienten mit ARDS ermöglicht die sonographische Beurteilung der Lunge die Überwachung der Erholung 
					und kann zur Führung von therapeutischen Manövern verwendet werden.25            		
				
					Ein massiver Verlust an Luft (z.B. Atelektasen) und Zunahme an Flüssigkeit führen zu einer Konsolidierung der 
					Lunge. Dies wird als alveoläres Sndorm bezeichnet. Wenn die Konsolidierung die Pleura erreicht und sich keine 
					belüftete Lunge unter der Sonde befindet, stellt sich die Lunge sonographisch mit einer gewebeähnliche  Textur 
					dar.26,27,28,29,30 
					Bei vollständigem Verlust der Luft entsteht ein Bild, das jenem Computertomographie oder der Magnetresonanz 
					nahe kommt.1 Vorteil der Sonographie ist, dass eine Analyse der Atembewegungen in Echtzeit 
					möglich ist.
					
            		
            		
            			Abb. Beatmete Patientin im ARDS. Die Lunge ist vollständig konsolidiert (alveolares Syndrom) und weist eine der 
            			Leber ähnliche Gewebstextur auf. Das Bronchialsystem lässt sich abgrenzen. In diesem sind noch Lufteinschlüsse 
            			erkennbar. Desweiteren besteht ein Pleuraerguss.
            		
					
					Die Beurteilung der Struktur, des Rands, der Verteilung, der Vaskularisierung und spezieller Charakteristika 
					wie Luft- und Flüssigkeitsbronchogramme können eine Differenzierung unterschiedlicher Erkrankungen zulassen 
					(z.B. Lungenentzündung, Lungeninfarkte bei Lungenembolie, Lungenkontusion, Obstruktions- und 
					Kompressionsatelektasen).27,31,32,33,34 
					
					Die unkomplizierten und rasche Durchführbarkeit der Lungensonographie ermöglicht bei Bedarf die tägliche 
					Kontrolle bei kritisch kranken Patienten  und damit die Überwachung der Wirkung von Antibiotika und der Beatmung 
					bei Beatmungspatienten.25,29,35 
					In der Restitution der Lungenfunktion kann hier sonographisch die Veränderung vom alveolaren Muster der 
					konsolidierten Lunge über das interstitielle Muster, das sich mit abnehmender Dichte und Anzahl der B-Linien 
					verbessert, bis hin zum Muster der normalen Belüftung mit A-lines nachvollzogen werden.36
					
					Häufig treten jedoch alveolare und interstitielle Muster bei schweren Erkrankungen nebeneinander in der Lunge auf. 
					Dies  wird durch Areale unterschiedlicher Belüftungsgrade hervorgerufen. Es empfähle sich daher im 
					lungensonographischen Befund die Lokalisation ggf. mit Bilddokumentation festzuhalten.
					
					
            		
            			Abb. Beatmete Patientin im ARDS. Sonographisch zeigt sich gut abgrenzbar das Nebeneinander von B-lines und einer 
            			alveolären Konsolidierung der Lunge mit Lufteinschlüssen. Im Bereich der B-lines (interstitielles Syndrom) findet 
            			noch ein Gasaustauch statt. Die B-Lines konfluieren, so dass die Lunge in diesem Bereich weiss erscheint. Dies wird 
            			auch als weisse Lunge bezeichnet (White lung-sign). Der Übergang der noch ventilierten zur konsolidierten Lunge mit 
            			den Lufteinschlüssen wird als Shred-sign bezeichnet. 
            		
            		
					
					
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